FADE IN THE PAST. CUT!
12.04.- 02.06.2013
Kunst Meran im Haus der Sparkasse
kuratiert von Sabine Gamper
www.kunstmeranoarte.org
Sissa Micheli präsentiert in ihrer Einzelausstellung bei Kunst Meran eine Reihe von neuen Arbeiten – einige Werkserien sind erstmals für diese Ausstellung produziert worden. Unter dem Titel "FADE IN THE PAST. CUT!" (Die Vergangenheit wird eingeblendet. Schnitt!) geht es der Künstlerin inhaltlich um eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, welche die Fotografie als geschichtenerzählendes Medium an der Schnittstelle zu den filmischen Medien Kino und Fernsehen darstellt. Anhand von medienreflexiven Herangehensweisen führt uns Sissa Micheli auf vielfältige Weise die Verknüpfungspunkte zwischen fotografischen und filmischen Bildern vor Augen, experimentiert an der Schnittstelle zwischen diesen Medien und prüft konstant die Bedingungen der unterschiedlichen Genres, wobei sie deren Grenzbereiche – wie im Titel der Ausstellung bereits angedeutet – überschreitet.
Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung sind zwei großformatige Schwarz-Weiß Fotografien eines Wohnraumes als Szenarios für einen möglichen Drehort. Gegenüber an der Wand steht eine Schrift mit Glitzersteinen, "SCENARIO FOR A POSSIBLE FILMING LOCATION", welche an den dekadenten Glamour von Hollywood erinnert. Der Betrachter ist an dieser Stelle längst mitten in einer fiktiven Geschichte angelangt, die sich ihm wie in einer Erinnerungswelt bereits gesehener Bilder aus Film und Fernsehen offenbart. Eine Serie von Holzboxen mit Regieanweisungen, "POSSIBLE CAMERA DIRECTIONS" (2013) – eine Mischung aus technischen Anweisungen und sinnlich narrativen Elementen – geben den bildlichen Vorstellungen weitere Anknüpfungspunkte. Sie wechseln sich ab mit Fotogrammen von Perücken von Schauspielerinnen – "IN THE SPOTLIGHT: THE ACTRESSES' WIGS" (2013). An anderer Stelle eine Installation mit Reflexschirmen, betitelt "THE MOVING MOTION PICTURE STUDIO" (2013).
Eine Reihe von Elementen und Requisiten begleiten uns durch die Ausstellung, die uns als einen ihrer Höhepunkte eine umfangreiche Serie von 17 Fotoarbeiten mit dem Titel "YESTERDAY'S TOMORROWS" (2012/2013) präsentiert, die in einer verlassenen, vor dem Abbruch stehenden Villa aus den 30er Jahren in Bruneck fotografiert wurden. Die reale Geschichte des Hauses wurde zum Ausgangspunkt für eine künstlerische Recherche, in welcher die Historie des Ortes sowie auch die Erinnerungen der Bewohner mit den Phantasien und Vorstellungen der Künstlerin verschmelzen. Die daraus entstehende Arbeit beinhaltet einen dokumentarischen und einen künstlerischen Teil, und wurde mit zwei verschiedenen Fotokameras aufgenommen, welche ihrerseits den fiktiven und den realen Ansatz repräsentieren: einer analogen Mamya, mit welcher Micheli die oben genannten Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit dokumentarischem Charakter realisierte, und einer digitalen Kamera mit analogen Hasselbladobjektiven, einem "Hybrid" zwischen analoger und digitaler Technik, mit welcher der eben erwähnte inszenierte künstlerische Teil dieses Projektes entstand.