„IN DER FAST MAGISCHEN STILLE...“
Ein Kunstfilm über Joseph Zoderer
HD Video, Farbe, Ton, 6’30 anschließende Projektion von “Models” ings. 11’ © 2010

Im Video „In der fast magischen Stille…“ spürt Sissa Micheli den Inspirationsquellen von Joseph Zoderer und seinen Beweggründen für sein literarisches Schaffen nach. In poetischen Bildern zeigt sie den Autor in der Moessmer-Villa, seinem Schaffens-Refugium für den jüngsten Roman, in Tag- und Nachtaufnahmen. Auf erzählerische Art und Weise, mit Bild und Text, sowohl getrennt als auch überlappend montiert, vereint sie philosophische und künstlerische Aspekte seines Schaffens zu einem subtilen und überraschend intimen Porträt des Autors. Anhand von langsamen Schwenks, ruhigen, beinahe fotografischen Standbildern, schwarzen Kadern und aufblitzenden Bildern entsteht eine Analyse in Fragmenten, die von der Erzählstimme Zoderers begleitet wird. Den für Zoderers Erzählfluss so bezeichnenden nahtlosen Wechsel in der Erzählperspektive vom Ich- zum Er-Erzähler überträgt Micheli im Medium Film in eine Doppelprojektion.   Nach dem Abspann dieses ersten Teils und einigen Momenten Pause werden nacheinander zehn „Models“ als mögliche Figuren eines Zoderer-Romans mit einem Lichtkegel aus der Dunkelheit geschält. Es handelt sich dabei um mehr oder minder bekannte Brunecker Persönlichkeiten, die von Joseph Zoderer und von Sissa Micheli zum Dreh in die Moessmer-Villa eingeladen wurden.

Wie in einem Roman wird die Aufmerksamkeit für eine begrenzte Zeit auf die jeweilige Figur gelenkt. In der Doppelprojektion wird jedes Model zum einen von hinten bedächtig und sinnlich mit der Kamera abgetastet, während sich in der Parallelprojektion der/die Protagonist/in des Augenblicks langsam dem Betrachter zuwendet, bis sein Blick jenen der/s Betrachterin/s trifft, um dann wieder zu verschwinden. Die synchronisierte Projektion lässt die Figuren fast wie mechanisch angetriebene, durch das Bild reisende Wesen erscheinen und verleiht ihnen etwas Künstliches. Hier treffen Realität und Fiktion aufeinander und verweisen auf das Produkt der Kunst. Gleichzeitig werden Parallelen zwischen dem literarischen und filmischen Erzählen aufgezeigt.

Das Video entstand im Auftrag des Museumsvereins Bruneck als nachhaltiger Beitrag zu den   Literaturtagen [randlos]. In der Ausstellung im Stadtmuseum bespielt Micheli die 6 m lange Eingangswand im Erdgeschoss und verwandelt es somit in ein lyrisch-mediales Fenster zur Welt von Joseph Zoderer.

Verena Oberparleiter 2010